Amtsärztliche Untersuchung auf Dienstunfähigkeit: Untersuchung verweigern?
Wir haben die Frage erörtert, ob Sie die Anordnung einer amtsärztlichen Untersuchung mit rechtlichen Mitteln angreifen können, um verbindlich klären zu lassen, ob die Anordnung rechtmäßig ist und sie ihr Folge leisten müssen.
Leider wurde diese Frage in der Rechtsprechung und in der juristischen Literatur lange kontrovers diskutiert und es kann vielleicht immer noch passieren, dass das zuständige Verwaltungsgericht einen entsprechenden Antrag als unzulässig bezeichnet.
Aber dann könnten Sie nun, nachdem das Bundesverfassungsgericht gesprochen hat, mutig dagegen halten.
Überholt sind nun die Ausführungen zu der Problematik "Untersuchungsaufforderung im Zurruhesetzungsverfahren - klärende Vorgaben des Bundesverwaltungsgerichts" von Prof. Dr. Stefan Stehle und Prof. Dr. Gabi Meissner in ZBR 2020, 81 ff.
Oder Hans-Christoph Loebel in RiA 2020, 141 ff. mit dem Aufsatz "Die Untersuchungsanordnung zur Feststellung der Dienstfähigkeit".
Die Untersuchungsanordnung muss rechtlich einwandfrei erfolgen und dem Beamten erläutert werden
Seien Sie vorsichtig, wenn Sie als Beamter eine amtsärztliche / personalärztliche Untersuchung verweigern und der Anordnung / Einladung nicht Folge leisten wollen.Die Untersuchung beim Amtsarzt bzw. beim Personalarzt muss ein Beamter, dessen Dienstfähigkeit aus sachlichen Gründen bezweifelt wird, in aller Regel erdulden.
Allerdings hat das Bundesverwaltungsgericht vor einiger Zeit seine Rechtsprechung zu diesen Fragen verändert und deutlich herausgearbeitet, dass die entsprechenden Anordnungen gewissen Anforderungen genügen müssen, um als wirksam und rechtmäßig angesehen zu werden.
Im Kern geht es darum, dass der Beamte so umfassend über die Abläufe informiert werden muss, dass er seine Rechte wahrnehmen bzw. zumindest sachgerechte Entscheidungen treffen kann.
Diesen Anforderungen wird die Praxis oft nicht gerecht - und die Anordnungen sind dann rechtswidrig.
Sie finden in den "Mitteilungen für die Verwaltung" der Hansestadt Hamburg im Jahrgang 2013 auf S. 2 ff. die "Verwaltungsvorschrift zu den §§ 26 ff. Beamtenstatusgesetz und §§ 41 ff. Hamburgisches Beamtengesetz", in der viele Einzelheiten erläutert werden.
Dort finden Sie auf Seite 3 unter der Überschrift "Anforderung von PÄD-Gutachten" eine Handlungsanweisung für die Verwaltung, die einiges erläutert, aber nicht alle Fragen beantwortet. Es wird auch künftig Untersuchungsanordnungen geben, die rechtswidrig sind.
Es gibt bei Amtsarztuntersuchungen unterschiedliche Ausgangssituationen.
Die Beamtengesetze kennen unterschiedliche Gründe für die Annahme, es könne eine Dienstunfähigkeit vorliegen.
Die Zweifel an der Dienstfähigkeit können entweder auf konkreten Umständen beruhen (merkwürdige Verhaltensweisen, bekannte Erkrankungen, Alkoholisierung im Dienst, ...) oder auf einer längeren krankheitsbedingten Dienstunfähigkeit, deren Gründe dem Dienstherrn nicht bekannt sind.
Je nachdem, auf welche Variante sich die Untersuchungsanordnung stützt, gelten sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen.
Erkrankungsdauer drei Monate oder mehr bei unbekannter Ursache
Relativ leicht kann der Dienstherr die Anordnung begründen, wenn er sich auf eine Dienstunfähigkeit stützt, die länger als drei Monate angedauert hat.Erkrankungen, deren Ursachen bekannt sind
Anders sehen die Dinge aus, wenn die Anordnung auf konkrete Erkenntnisse gestützt wird, etwa auf auffällige Verhaltensweisen des Beamten. Mit diesen Konstellationen befassen sich unsere Ausführungen ganz überwiegend.Eine rechtswidrige Anordnung braucht ein Beamter nicht zu befolgen.
Das Bundesverwaltungsgericht ist in seiner Rechtsprechung deutlich strenger geworden, so weit es um die Anforderungen an den Inhalt der Weisung geht, mit welcher der Beamte aufgefordert wird, sich untersuchen zu lassen.
Andererseits hat das Bundesverwaltungsgericht im Jahr 2019 die Möglichkeit beschnitten, diese Frage im Einzelfall schnell gerichtlich klären zu lassen. Nun stehen Anwälte und Mandanten da und müssen den Kurs festlegen, ohne die Meinung eines Gerichts einholen zu können. Wer die Untersuchungsanordnung nicht befolgt, läuft Gefahr, später so behandelt zu werden, als sei er / sie dienstunfähig. Wer sich untersuchen lässt, muss nach der bisher geltenden Meinung des Bundesverwaltungsgerichts das Ergebnis gegen sich gelten lassen, auch wenn die Anordnung rechtswidrig war. Ob das Gericht seine Rechtsprechung in dem zuletzt genannten Punkt noch einmal überdenken wird?
Jedenfalls muss dem / der Betroffenen in der Untersuchungsanordnung bekannt gegeben werden, worauf sich die Untersuchung erstrecken soll und welche Gründe sie veranlasst haben.
Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 30.05.13 - 2 C 68.11 -
20
Die Behörde muss die tatsächlichen Umstände, auf die sie die Zweifel an der Dienstfähigkeit stützt, in der Aufforderung angeben. Der Beamte muss anhand dieser Begründung die Auffassung der Behörde nachvollziehen und prüfen können, ob die angeführten Gründe tragfähig sind. Er muss erkennen können, welcher Vorfall oder welches Ereignis zur Begründung der Aufforderung herangezogen wird. Die Behörde darf insbesondere nicht nach der Überlegung vorgehen, der Adressat werde schon wissen, „worum es geht“.
21
Eine unzureichende Begründung kann nicht durch das Nachschieben weiterer Gründe geheilt werden. Deshalb kommt es nicht darauf an, ob zum Zeitpunkt der Anordnung tatsächliche Umstände vorlagen, die den Schluss auf Zweifel eine Dienstfähigkeit gerechtfertigt hätten. ... Erkennt die Behörde die Begründungsmängel der ersten Aufforderung zur Untersuchung, kann sie eine neue Aufforderung mit verbesserter Begründung erlassen.
22
Ferner muss die Anordnung Angaben zu Art und Umfang der ärztlichen Untersuchung enthalten. Die Behörde darf dies nicht dem Arzt überlassen. Dies gilt insbesondere, wenn sich der Beamte einer fachpsychiatrischen Untersuchung unterziehen soll. Erhebungen des Psychiaters zum Lebenslauf des Beamten, wie etwa Kindheit, Ausbildung, besondere Krankheiten, und zum konkreten Verhalten auf dem Dienstposten stehen dem Bereich privater Lebensgestaltung noch näher als die rein medizinischen Feststellungen, die bei der angeordneten Untersuchung zu erheben sind. Deshalb sind die mit einer solchen Untersuchung verbundenen Eingriffe in das Recht des Beamten aus Art. 2 Abs. 2 GG wie auch in sein allgemeines Persönlichkeitsrecht regelmäßig weitgehend (BVerfG, Beschluss vom 24.06.1993 a.a.O. S. 82 ff.; BVerwG, Urteil vom 26.04.12 a.a.O. Rn. 17).
23
Nur wenn in der Aufforderung selbst Art und Umfang der geforderten ärztlichen Untersuchung nachvollziehbar sind, kann der Betroffene auch nach Maßgabe des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit ihre Rechtmäßigkeit überprüfen. Dementsprechend muss sich der Dienstherr bereits im Vorfeld des Erlasses nach entsprechender sachkundiger ärztlicher Beratung zumindest in den Grundzügen darüber klar werden, in welcher Hinsicht Zweifel am körperlichen Zustand oder der Gesundheit des Beamten bestehen und welche ärztlichen Untersuchungen zur endgültigen Klärung geboten sind.
20
Die Behörde muss die tatsächlichen Umstände, auf die sie die Zweifel an der Dienstfähigkeit stützt, in der Aufforderung angeben. Der Beamte muss anhand dieser Begründung die Auffassung der Behörde nachvollziehen und prüfen können, ob die angeführten Gründe tragfähig sind. Er muss erkennen können, welcher Vorfall oder welches Ereignis zur Begründung der Aufforderung herangezogen wird. Die Behörde darf insbesondere nicht nach der Überlegung vorgehen, der Adressat werde schon wissen, „worum es geht“.
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Eine unzureichende Begründung kann nicht durch das Nachschieben weiterer Gründe geheilt werden. Deshalb kommt es nicht darauf an, ob zum Zeitpunkt der Anordnung tatsächliche Umstände vorlagen, die den Schluss auf Zweifel eine Dienstfähigkeit gerechtfertigt hätten. ... Erkennt die Behörde die Begründungsmängel der ersten Aufforderung zur Untersuchung, kann sie eine neue Aufforderung mit verbesserter Begründung erlassen.
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Ferner muss die Anordnung Angaben zu Art und Umfang der ärztlichen Untersuchung enthalten. Die Behörde darf dies nicht dem Arzt überlassen. Dies gilt insbesondere, wenn sich der Beamte einer fachpsychiatrischen Untersuchung unterziehen soll. Erhebungen des Psychiaters zum Lebenslauf des Beamten, wie etwa Kindheit, Ausbildung, besondere Krankheiten, und zum konkreten Verhalten auf dem Dienstposten stehen dem Bereich privater Lebensgestaltung noch näher als die rein medizinischen Feststellungen, die bei der angeordneten Untersuchung zu erheben sind. Deshalb sind die mit einer solchen Untersuchung verbundenen Eingriffe in das Recht des Beamten aus Art. 2 Abs. 2 GG wie auch in sein allgemeines Persönlichkeitsrecht regelmäßig weitgehend (BVerfG, Beschluss vom 24.06.1993 a.a.O. S. 82 ff.; BVerwG, Urteil vom 26.04.12 a.a.O. Rn. 17).
23
Nur wenn in der Aufforderung selbst Art und Umfang der geforderten ärztlichen Untersuchung nachvollziehbar sind, kann der Betroffene auch nach Maßgabe des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit ihre Rechtmäßigkeit überprüfen. Dementsprechend muss sich der Dienstherr bereits im Vorfeld des Erlasses nach entsprechender sachkundiger ärztlicher Beratung zumindest in den Grundzügen darüber klar werden, in welcher Hinsicht Zweifel am körperlichen Zustand oder der Gesundheit des Beamten bestehen und welche ärztlichen Untersuchungen zur endgültigen Klärung geboten sind.
Das Bundesverwaltungsgericht hat diese Anforderungen in einem Beschluss vom 10.04.14 noch einmal wie folgt dargestellt:
Bundesverwaltungsgericht, Beschluss vom
10.04.14, 2 B 80.13
Das Berufungsgericht ist - auf der Grundlage der von ihm zitierten Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts und insoweit in Übereinstimmung mit dieser - davon ausgegangen, dass es sich bei der an einen Beamten gerichteten Aufforderung, sich einer (amts-)ärztlichen Untersuchung zu unterziehen, nicht um einen Verwaltungsakt, sondern um eine gemischte dienstlich-persönliche Weisung handelt (Urteile vom 26.04.12 - BVerwG 2 C 17.10 - und vom 30.05.13 - BVerwG 2 C 68.11 - BVerwGE 146, 347 Rn. 16).
Diese muss wegen der mit ihr verbundenen Eingriffe in die grundrechtsbewehrte persönliche Sphäre des Beamten nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit bestimmten formellen und inhaltlichen Anforderungen genügen.
Danach müssen einer solchen Aufforderung - erstens - tatsächliche Feststellungen zugrunde liegen, die die Dienstunfähigkeit des Beamten als nahe liegend erscheinen lassen. Die Behörde muss diese tatsächlichen Umstände in der Untersuchungsaufforderung angeben. Der Beamte muss anhand der Begründung die Auffassung der Behörde nachvollziehen und prüfen können, ob die angeführten Gründe tragfähig sind (vgl. Urteile vom 23.10.1980 - BVerwG 2 A 4.78 -, vom 26.04.12 a.a.O. Rn. 19 ff. und vom 30.05.13 a.a.O. Rn. 19 ff. m.w.N.). Ein etwaiger Mangel dieser Aufforderung kann nicht im weiteren behördlichen oder gerichtlichen Verfahren - etwa gemäß § 45 Abs. 1 Nr. 2 VwVfG - geheilt werden (Urteil vom 30.05.13 a.a.O. Rn. 21).
Die Untersuchungsanordnung muss - zweitens - Angaben zu Art und Umfang der ärztlichen Untersuchung enthalten. Die Behörde darf dies nicht dem Belieben des Arztes überlassen. Nur wenn in der Aufforderung selbst Art und Umfang der geforderten ärztlichen Untersuchung nachvollziehbar sind, kann der Betroffene nach Maßgabe des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit ihre Rechtmäßigkeit überprüfen. Dem entsprechend muss sich der Dienstherr bereits im Vorfeld des Erlasses nach entsprechender sachkundiger ärztlicher Beratung zumindest in den Grundzügen darüber klar werden, in welcher Hinsicht Zweifel am körperlichen Zustand oder der Gesundheit des Beamten bestehen und welche ärztlichen Untersuchungen zur endgültigen Klärung geboten sind (Urteil vom 30.05.13 a.a.O. Rn. 19; vgl. auch OVG Münster, Beschluss vom 27.11.13 - 6 B 975/13 - ZBR 2014, 141 <142>). Daher muss sich die Behörde mit den vom Beamten vorgelegten Bescheinigungen auseinandersetzen, die unter Umständen eine Untersuchung - ganz oder teilweise - entbehrlich machen können. Diese Verpflichtung trifft, wenn die Rechtmäßigkeit der Untersuchungsanordnung zu prüfen ist, auch das Tatsachengericht.
Das Berufungsgericht ist - auf der Grundlage der von ihm zitierten Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts und insoweit in Übereinstimmung mit dieser - davon ausgegangen, dass es sich bei der an einen Beamten gerichteten Aufforderung, sich einer (amts-)ärztlichen Untersuchung zu unterziehen, nicht um einen Verwaltungsakt, sondern um eine gemischte dienstlich-persönliche Weisung handelt (Urteile vom 26.04.12 - BVerwG 2 C 17.10 - und vom 30.05.13 - BVerwG 2 C 68.11 - BVerwGE 146, 347 Rn. 16).
Diese muss wegen der mit ihr verbundenen Eingriffe in die grundrechtsbewehrte persönliche Sphäre des Beamten nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit bestimmten formellen und inhaltlichen Anforderungen genügen.
Danach müssen einer solchen Aufforderung - erstens - tatsächliche Feststellungen zugrunde liegen, die die Dienstunfähigkeit des Beamten als nahe liegend erscheinen lassen. Die Behörde muss diese tatsächlichen Umstände in der Untersuchungsaufforderung angeben. Der Beamte muss anhand der Begründung die Auffassung der Behörde nachvollziehen und prüfen können, ob die angeführten Gründe tragfähig sind (vgl. Urteile vom 23.10.1980 - BVerwG 2 A 4.78 -, vom 26.04.12 a.a.O. Rn. 19 ff. und vom 30.05.13 a.a.O. Rn. 19 ff. m.w.N.). Ein etwaiger Mangel dieser Aufforderung kann nicht im weiteren behördlichen oder gerichtlichen Verfahren - etwa gemäß § 45 Abs. 1 Nr. 2 VwVfG - geheilt werden (Urteil vom 30.05.13 a.a.O. Rn. 21).
Die Untersuchungsanordnung muss - zweitens - Angaben zu Art und Umfang der ärztlichen Untersuchung enthalten. Die Behörde darf dies nicht dem Belieben des Arztes überlassen. Nur wenn in der Aufforderung selbst Art und Umfang der geforderten ärztlichen Untersuchung nachvollziehbar sind, kann der Betroffene nach Maßgabe des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit ihre Rechtmäßigkeit überprüfen. Dem entsprechend muss sich der Dienstherr bereits im Vorfeld des Erlasses nach entsprechender sachkundiger ärztlicher Beratung zumindest in den Grundzügen darüber klar werden, in welcher Hinsicht Zweifel am körperlichen Zustand oder der Gesundheit des Beamten bestehen und welche ärztlichen Untersuchungen zur endgültigen Klärung geboten sind (Urteil vom 30.05.13 a.a.O. Rn. 19; vgl. auch OVG Münster, Beschluss vom 27.11.13 - 6 B 975/13 - ZBR 2014, 141 <142>). Daher muss sich die Behörde mit den vom Beamten vorgelegten Bescheinigungen auseinandersetzen, die unter Umständen eine Untersuchung - ganz oder teilweise - entbehrlich machen können. Diese Verpflichtung trifft, wenn die Rechtmäßigkeit der Untersuchungsanordnung zu prüfen ist, auch das Tatsachengericht.
2. Sonstige Nachteile für die Position des Beamten
Die Weigerung des Beamten kann im weiteren Verfahrensgang unter Umständen dazu führen, dass man ihn so behandelt, als wäre seine Dienstunfähigkeit festgestellt.Das OVG NRW hat in einem Beschluss vom 17.06.10 - 6 A 2903/09 - zu dem Thema "Zurruhesetzung wegen Dienstunfähigkeit bei Verweigerung
einer angeordneten fachpsychiatrischen Zusatzbegutachtung" folgenden Leitsatz entwickelt:
"Der Dienstherr darf die Feststellung der Dienstunfähigkeit eines Beamten darauf stützen, dass dieser sich ohne hinreichenden Grund weigert, sich einer vom Amtsarzt für erforderlich gehaltenen und vom Dienstherrn zulässigerweise angeordneten fachärztlichen Zusatzuntersuchung zu unterziehen."
Aus dem weiteren Text der Entscheidung:
Es kann dahinstehen, ob die Amtsärztin ohne die zunächst von ihr für erforderlich gehaltene fachpsychiatrische Zusatzuntersuchung über die Dienstunfähigkeit entscheiden konnte. Eine Überprüfung dieser Einschätzung auf Plausibilität ist dem Senat auch nicht möglich, da die Amtsärztin nach dem Widerruf der Schweigepflichtentbindungen durch die Klägerin das schon erstellte Gutachten der Bezirksregierung nicht übermittelt, sondern lediglich das Ergebnis mitgeteilt hat.
Die Annahme der Dienstunfähigkeit der Klägerin ist aber deshalb rechtlich nicht zu beanstanden, weil sie die angeordnete fachpsychiatrische Zusatzuntersuchung ohne hinreichenden Grund verweigert und dadurch den Beweis ihrer Dienstunfähigkeit vereitelt hat.
Der Dienstherr darf die Feststellung der Dienstunfähigkeit eines Beamten darauf stützen, dass dieser sich ohne hinreichenden Grund weigert, sich wie angeordnet ärztlich untersuchen zu lassen. Nach einem aus § 444 ZPO abgeleiteten allgemeinen Rechtsgrundsatz kann das die Benutzung eines bestimmten Beweismittels schuldhaft vereitelnde Verhalten einer Partei im Rahmen freier Beweiswürdigung als ein Umstand gewertet werden, der für die Richtigkeit des Vorbringens des Gegners zeugt. Dies gilt auch bei der Überprüfung der Dienst(un)fähigkeit. Denn anderenfalls hätte es der Beamte in der Hand, mit der Verweigerung der insoweit zweckmäßigen ärztlichen Untersuchung die Feststellung der Dienstunfähigkeit zu verhindern.
Vgl. BVerwG, Beschluss vom 19.06.00 - 1 DB 13.00 -, BVerwGE 111, 246; OVG NRW, Beschluss vom 21.02.02 - 6 A 4385/01 -.
Dieser Rechtsgrundsatz gilt nicht nur für die amtsärztliche Untersuchung ... sondern auch für eine vom Amtsarzt für erforderlich gehaltene und vom Dienstherrn zulässigerweise angeordnete fachärztliche Zusatzuntersuchung. Auch insoweit könnte der Beamte durch die Verweigerung den Beweis und damit die Feststellung seiner Dienstunfähigkeit verhindern. Denn die Stellungnahme eines vom Amtsarzt eingeschalteten Facharztes, dessen medizinischer Beurteilung er sich anschließt, wird dem Amtsarzt zugerechnet. Vgl. BVerwG, Urteil vom 12.10.06 - 1 D 2.05 -.
Die Klägerin hatte keinen hinreichenden Grund, sich der von der Bezirksregierung verpflichtend angeordneten Untersuchung ... zu entziehen. Aus ihrem Verhalten im Schulalltag und gegenüber der Schulleiterin sowie ihrer Korrespondenz mit dem Dienstherrn ... ergaben sich deutliche Anhaltspunkte für eine dem psychiatrischen Fachbereich zuzuordnende Dienstunfähigkeit. Auch war eine persönliche Vorstellung der Klägerin beim Facharzt nicht entbehrlich. Gerade bei psychischen Erkrankungen ist das persönliche Gespräch mit dem Gutachter wesentliche Grundlage für dessen Feststellungen. Die von der Klägerin angeführten schriftlichen Unterlagen – Personalakte, eigene Stellungnahmen – vermochten diesen unmittelbaren persönlichen Eindruck nicht zu ersetzen.
Konnte danach wegen Beweisvereitelung die Dienstunfähigkeit der Klägerin angenommen werden, ...
"Der Dienstherr darf die Feststellung der Dienstunfähigkeit eines Beamten darauf stützen, dass dieser sich ohne hinreichenden Grund weigert, sich einer vom Amtsarzt für erforderlich gehaltenen und vom Dienstherrn zulässigerweise angeordneten fachärztlichen Zusatzuntersuchung zu unterziehen."
Aus dem weiteren Text der Entscheidung:
Es kann dahinstehen, ob die Amtsärztin ohne die zunächst von ihr für erforderlich gehaltene fachpsychiatrische Zusatzuntersuchung über die Dienstunfähigkeit entscheiden konnte. Eine Überprüfung dieser Einschätzung auf Plausibilität ist dem Senat auch nicht möglich, da die Amtsärztin nach dem Widerruf der Schweigepflichtentbindungen durch die Klägerin das schon erstellte Gutachten der Bezirksregierung nicht übermittelt, sondern lediglich das Ergebnis mitgeteilt hat.
Die Annahme der Dienstunfähigkeit der Klägerin ist aber deshalb rechtlich nicht zu beanstanden, weil sie die angeordnete fachpsychiatrische Zusatzuntersuchung ohne hinreichenden Grund verweigert und dadurch den Beweis ihrer Dienstunfähigkeit vereitelt hat.
Der Dienstherr darf die Feststellung der Dienstunfähigkeit eines Beamten darauf stützen, dass dieser sich ohne hinreichenden Grund weigert, sich wie angeordnet ärztlich untersuchen zu lassen. Nach einem aus § 444 ZPO abgeleiteten allgemeinen Rechtsgrundsatz kann das die Benutzung eines bestimmten Beweismittels schuldhaft vereitelnde Verhalten einer Partei im Rahmen freier Beweiswürdigung als ein Umstand gewertet werden, der für die Richtigkeit des Vorbringens des Gegners zeugt. Dies gilt auch bei der Überprüfung der Dienst(un)fähigkeit. Denn anderenfalls hätte es der Beamte in der Hand, mit der Verweigerung der insoweit zweckmäßigen ärztlichen Untersuchung die Feststellung der Dienstunfähigkeit zu verhindern.
Vgl. BVerwG, Beschluss vom 19.06.00 - 1 DB 13.00 -, BVerwGE 111, 246; OVG NRW, Beschluss vom 21.02.02 - 6 A 4385/01 -.
Dieser Rechtsgrundsatz gilt nicht nur für die amtsärztliche Untersuchung ... sondern auch für eine vom Amtsarzt für erforderlich gehaltene und vom Dienstherrn zulässigerweise angeordnete fachärztliche Zusatzuntersuchung. Auch insoweit könnte der Beamte durch die Verweigerung den Beweis und damit die Feststellung seiner Dienstunfähigkeit verhindern. Denn die Stellungnahme eines vom Amtsarzt eingeschalteten Facharztes, dessen medizinischer Beurteilung er sich anschließt, wird dem Amtsarzt zugerechnet. Vgl. BVerwG, Urteil vom 12.10.06 - 1 D 2.05 -.
Die Klägerin hatte keinen hinreichenden Grund, sich der von der Bezirksregierung verpflichtend angeordneten Untersuchung ... zu entziehen. Aus ihrem Verhalten im Schulalltag und gegenüber der Schulleiterin sowie ihrer Korrespondenz mit dem Dienstherrn ... ergaben sich deutliche Anhaltspunkte für eine dem psychiatrischen Fachbereich zuzuordnende Dienstunfähigkeit. Auch war eine persönliche Vorstellung der Klägerin beim Facharzt nicht entbehrlich. Gerade bei psychischen Erkrankungen ist das persönliche Gespräch mit dem Gutachter wesentliche Grundlage für dessen Feststellungen. Die von der Klägerin angeführten schriftlichen Unterlagen – Personalakte, eigene Stellungnahmen – vermochten diesen unmittelbaren persönlichen Eindruck nicht zu ersetzen.
Konnte danach wegen Beweisvereitelung die Dienstunfähigkeit der Klägerin angenommen werden, ...
Den Gedanken der Beweisvereitelung leiten die Gerichte aus einer Regelung ab, die sich in § 444 ZPO findet.
Beachten Sie aber bitte auch neuere gesetzliche Regelungen
wie in § 41 HmbBG:
Kommt die Beamtin oder der Beamte trotz wiederholter schriftlicher Weisung ohne hinreichenden Grund dieser Verpflichtung nicht nach, kann so verfahren werden, als ob Dienstunfähigkeit vorläge.
Kommt die Beamtin oder der Beamte trotz wiederholter schriftlicher Weisung ohne hinreichenden Grund dieser Verpflichtung nicht nach, kann so verfahren werden, als ob Dienstunfähigkeit vorläge.
Kompetente Beratung ist notwendig
Nach allem sehen wir die Notwendigkeit, dass Sie sich als Betroffene(r) an dieser Stelle wirklich kompetent beraten lassen, da Sie sonst gar nicht überblicken können, welche rechtlichen Nachteile Ihnen in Ihrem Einzelfall drohen können.Es ist insbesondere nicht unbedingt mit einer bloßen Weigerung getan.
Wenden Sie sich an eine Anwältin / einen Anwalt, den Sie persönlich aufsuchen und befragen können, so unsere Empfehlung.
Bei Pensionären gelten andere Rahmenbedingungen
Ein wenig anders können die Dinge zu sehen sein, wenn Sie als vorzeitig pensionierter Beamter aufgefordert werden, sich daraufhin untersuchen zu lassen, ob die Dienstfähigkeit wieder hergestellt ist.Das wollen wir hier nicht im Einzelnen darstellen, weil die Zahl der Betroffenen gering zu sein scheint.
Ein Beispiel finden Sie in der Rechtsprechungsdatenbank des Landes Niedersachsen mit dem Beschluss des OVG Lüneburg vom 31.07.17, 5 ME 93/17 (Erfolgloser Antrag eines Ruhestandsbeamten auf Gewährung einstweiligen Rechtsschutzes gegen eine Anordnung sich zur Überprüfung seiner Dienstfähigkeit amtsärztlich untersuchen zu lassen).